: Guru-Galerie
Gurus und Gurus
"Guru" (indisch) bedeutet Lehrer, weiser Mann. Heutzutage verwendet man es umgangssprachlich für (je)den, der ein Gefolge um sich sammelt. Die hier portraitierten Finanz-Ikonen sind im öffentlichen Auftreten eher zurückhaltend und sammelten ihr Gefolge qua Leistung. Demgegenüber gibt es "selbsternannte" Gurus á la Bodo Schäfer, die durchweg eine recht kurze 'Halbwertszeit' aufwiesen...
Warren E. Buffett
Seine Biographie von Andrew Fitzpatrick ist nicht umsonst “Von bleibendem Wert” betitelt. Buffett zählt zu den reichsten Männern der Welt (> 60 Mrd. $), ist einer der wenigen, die es ausschließlich durch Kapitalanlage geworden sind. Mit den selbstverdienten $ 100'000 im Jahre 1958 startend, erzielte er seither 22% Jahresrendite im Durchschnitt und gilt damit als erfolgreichster lebender Investor! Geboren am 30.08.1930, leitet er mit seinem älteren (!) Partner Charlie Munger und weniger als zwei Dutzend Mitarbeitern die Investmentholding Berkshire Hathaway, deren Aktien – die teuersten der Welt, eine liegt bei über $ 89'000 – viele Investoren zu Millionären gemacht haben. Einfach durch Kaufen und Liegenlassen. Dabei setzt er auf ein konzentriertes Portfolio: „Warum sollte ich meine zweitbeste Idee kaufen, wenn ich noch eine bessere habe?“ Buffett selbst kauft auch am liebsten, um einen Titel lange halten zu können – doch es muß der Richtige sein. Neben langfristigen Investments in Coca-Cola, Gillette, Washington Post usw. hat Buffett schon öfters schnelle Gewinne mitgenommen. Seit 1998 hält er die größte physische Silberposition der Welt – ein Drittel der Jahresproduktion. Für die Zukunft ist das ‚Orakel von Omaha’ skeptisch gestimmt, glaubt, nicht mehr als 6-8% jährlich zu schaffen. Seit längerem sitzt er auf einer riesigen Bargeldposition von über $ 40 Millarden, konnte gerade wieder ein Unternehmen für $ 4 Mia. kaufen. Schon kleine Aktienpositionen hat er nämlich immer so behandelt, als ob er das ganze Unternehmen kaufen würde. Außerdem hat er Optionen geschrieben, die wohl kein anderer auf der Welt anbieten könnte; sie funktionieren bei einem Crash besonders gut. Warum macht er das nur?? Seine berühmten Jahresberichte sind gleichermaßen lehrreich, wie amüsant geschrieben:
www.berkshirehathaway.com (Seite seiner Investmentgesellschaft, die AG)
George Soros
Als Kind ungarisch-jüdischer Eltern überstand der im selben Jahr und Monat wie Buffett (08.1930) geborene Soros die Deportationen des II. Weltkrieg nur Dank falscher Papiere und glücklichen Umständen. 1946 floh er nach Großbritannien und studierte an der London School of Economics (die u.a. auch Stones-Frontmann Mick Jagger zum Betriebswirt ausbildete). Seine selbstfinanzierte Studienzeit beinhaltete neben finanzwirtschaftlichen auch philosophische Inhalte. Sehr angetan war Soros vom Konzept der „offenen Gesellschaft“ des Sozialphilosophen Popper – wie man an seinem späteren philantropischen Schaffen sehen kann. Doch für die „Tellerwäscher-zum-Millardär“-Karriere braucht man erst einmal das Geld. Ab 1956 arbeitete Soros an der Wall Street, gründete 1970 – gemeinsam mit Jim Rogers – den legendären ‚Quantum Funds’. Dieser Hedge-Fonds schaffte zwischen 1973 und 2000 jährliche Renditen oberhalb der 30%-Marke – ohne in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Berühmt wurde Soros mit seiner 1992er Spekulation gegen das Britische Pfund, die ihm angeblich eine Milliarde Dollar einbrachte. Derer hat er inzwischen etwa fünf. Nachgewiesen ist, daß er mehr als eine (Milliarde) in den Aufbau freier Strukturen im ehemaligen Ostblock steckte – als Spenden. Soros ist überzeugter Marktwirtschaftsfreund, zugleich heftiger Kritiker des gegenwärtigen Weltfinanzsystems. Daran sieht man, daß sich das nicht ausschließt. Der Oliver-Stone-Film „Wall Street“ soll zwar in Person des Spekulanten Gordon Gecko entweder Michael Milken oder Ivan Boesky portraitieren – aber wem sieht Michael Douglas ähnlicher als György Soros
www.soros.org (nur seine nicht-finanziellen Aktivitäten sind hier zu finden)
Marc Faber
Nicht alle meine Gurus sind Amerikaner – oder Milliardäre. Marc Faber ist Schweizer, arbeitete nach seiner Promotion 1970 einige Jahre für ein britisches Unternehmen in New York und dann für ein amerikanisches in HongKong. Dort wohnt er seither, machte sich 1990 als unabhängiger Investmentberater und Vermögensverwalter selbständig. Auf Finanzveranstaltungen wird der bekennende Zopf- und Jeansträger gern als „Dr. Doom“ (Doktor Unheil) vorgestellt; selbstironisch nennt er seine monatliche Publikation „The Gloom, Boom & Doom Report“. Faber verfaßte das meiner Ansicht nach derzeit am besten für einen Überblick der Weltwirtschafts- und Finanzlage geeignete Buch: „Zukunftsmarkt Asien“. (Der deutsche Titel hat mit dem englischen Original ‚Tomorrow’s Gold’ wieder einmal herzlich wenig zu tun. Zwar schreibt Faber kenntnisreich und aus erster Hand über Asien, es geht allerdings nur in zweiter Linie um diesen Kontinent als Anlageort...). Er ist als ‚Theoretiker der Gegenmeinung’ bekannt, sdchwimmt also gern gegen den Strom der herrschenden Auffassung. Bekanntlich gelangt man so (und nur so) an die Quelle...
Faber hat ein gutes Gespür für Ungleichgewichte und potentielle Crashs. Deswegen sieht er auch manche, die dann gar nicht eintreten. Den Absturz Japans sagte er vor 1989 allerdings genauso voraus, wie den 1987er US-Crash und das Platzen der Hightech-Blase zur Jahrtausendwende. Auch die sich gerade entwickelnde Rohstoff-Hausse ist ihm schon vor ihrer Entstehung aufgefallen. Man sollte also durchaus zur Kenntnis nehmen, was der Prophet zu sagen hat.
www.gloomboomdoom.com lautet Fabers Seite passend...
Jakob Fugger d.J.
Wenn wir schon von Reichen reden, dürfen wir den vermutlich Reichsten aller Reichen nicht außer Acht lassen: Jakob Fugger der Jüngere (1459-1525) wurde auch „Der Reiche“ genannt. Kaiser Karl V. von Spanien sagte man nach, das größte Reich aller Zeiten auf der Erde beherrscht zu haben („In meinem Reich geht die Sonne nicht unter“, sagte dieser mit Bezug auf seine südamerikanischen Besitztümer) – doch ohne seinen Bankier Fugger hätte er all’ dieses niemals vollbringen können. Erst sollte Jakob Priester werden, trat dann aber nach dem überraschend frühen Tod des Vaters in die florierende Augsburger Handelsfirma ein. Aus Venedig brachte er die doppelte Buchhaltung mit, die Goethe für eine der wichtigsten Geistesleistungen der Menschheit hielt. (Übrigens meinen wir damit nicht eine für Sie und eine für’s Finanzamt, sondern die Doppik bucht jeden Geschäftsvorgang zugleich auf zwei Konten. Nur so kann man die tatsächliche Vermögensentwicklung nachvollziehen – unsere Politiker verbieten das beim Staat durch die Kameralistik...). Fugger schuf den ersten ‚Multi’ der Weltgeschichte, vereinigte die führenden europäischen Silberbergbaustandorte, war der führende Transporteur seiner Zeit und, und, und. Nicht zuletzt erfand er mit der Augsburger „Fuggerei“ die Sozialwohnung, in der noch heute, nach mehr als 500 Jahren, Arme für 0,88 € pro Jahr wohnen dürfen. Das von Fugger hinterlassene Vermögen, u.a. zwei Millionen in bar, dazu gewaltige Ländereien, entspricht heute etwa einer Billion Euro – damit läßt Fugger jeden anderen Superreichen aller Zeiten hinter sich. Nach Jakob Fugger zeichnete übrigens der deutsche ScienceFiction-Autor Andreas Eschbach seinen Bestseller ‚Eine Billion Dollar’ (1998). Ähnlich wie die wohl zweitreichste Familie aller Zeiten, die Rothschilds, existieren die Fugger noch heute. Sogar ihre Bank, die Fürst Fugger Privatbank, besteht seither (Sie gehört nun mehrheitlich der Nürnberger Versicherung und ist in der Vermögensverwaltung eine gute Adresse).
www.fugger.de (Historisches und Genealogisches)
www.fuggerbank.de (Bank)
Sir John Templeton
Als 1939 die Aktienmärkte wieder einmal darniederlagen, ließ der junge Vermögensberater John Templeton seinen Broker jede unter $ 1.- notierende Aktie kaufen und vervierfachte sein Geld so binnen der nächsten vier Jahre. „Kaufen auf dem Tiefpunkt, also auf dem Höhepunkt des Pessimismus“, ist das Motto, unter dem man Templetons Investmentstil am besten zusammenfassen kann. 1946 gründete er seine Investmentgesellschaft, 1954 wurde der bis heute existierende ‚Templeton Growth Fund’ (TGF) aus der Taufe gehoben. Dieser ist gewissermaßen der erste Ethik-Fonds, denn seit seiner Gründung darf er nicht in Aktien investieren, die im Zusammenhang mit Alkohol, Tabak, Glücksspiel oder Waffen stehen.
Seit Gründung hat er erst den dritten Fondsmanager (Murdo Murchison); bis 1988 managte Templeton noch selbst. Im Jahre 2002 äußerte sich Sir John, der in seinem langen Leben wahrhaftig eine Menge schlechter Zeiten für Aktien erlebt hat, sehr pessimistisch für amerikanische Aktien und den Dollar. Trotz des Wortes ‚Growth’ im Namen ist der TGF ein „Value“-Fonds, also ein auf Substanzwerte setzender. Templeton zählt zu den Pionieren der internationalen Streuung, so begann er schon Anfang der 60er Jahre, in Japan zu investieren und kehrte dem Land 1987 den Rücken – zwei Jahre vor dem Absturz. (Die letzten 10% einer Hausse sollte man anderen überlassen, sagte Sir John zwar nicht – aber er und seine Mitarbeiter haben sich stets daran gehalten.
Mit anderen Investmentlegenden hat der Milliardär John Marks Templeton sein hohes Alter gemeinsam; geboren am 29.11.1912 trennen ihn noch sieben Jahre von Phil Carret, dem Pioneer-Gründer. Er stammte aus ärmlichen Verhältnissen, wuchs auf dem Lande auf, erhielt ein Stipendium der Rhodes University. Sir John wurde von der britischen Queen zum Ritter geschlagen. Seit vielen Jahren fördert der tiefgläubige Christ mit seiner ‚Templeton Foundation’ den Fortschritt auf dem Gebiet der (nicht nur christlichen) Religion; der nach ihm benannte Preis ist mit $1 Million der höchstdotierte, einem einzelnen Menschen verliehene.
www.franklintempleton.de (zur Fondsgesellschaft)
www.templeton.org (zum Religionspreis)
Richter Samuel Putnam
Richter Samuel Putnam aus Boston formulierte 1830 eine Regel (bzw. ein Gesetz), die noch heute richtungsweisend sein sollte für jeden, der fremdes Geld zu verwalten hat: die ‚Prudent Man Rule’ (‚Regel des treusorgenden Familienvaters’, könnte man sie am besten übersetzen). "Those with responsibility to invest money for others should act with prudence, discretion, intelligence, and regard for the safety of capital as well as income." Sie besagt, daß man fremdes Geld so anzulegen habe, wie ein vorsichtiger Mann es verantwortungsvoll mit dem Geld für seine Angehörigen tun würde. Ausgewogenheit zwischen Substanzerhalt und Ertrag ist das Prinzip. In den USA gilt dieses Urtteil als offizielle legale Grundlage der Vermögensverwaltung[1].
1837 dann verwirklichte der Ur-Urenkel des Richters sie bei der Gründung der gleichnamigen Investmentgesellschaft. Putnam Investments gilt als erste, die Mischfonds mit Aktien und Anleihen auflegte; passenderweise stellt eine Waage im Gleichgewicht das Unternehmenslogo dar.
Heute gehört das Unternehmen zum großen US-Versicherungsmakler Marsh & McLennan. Putnam ist zu 30% an der deutschen Fondsgesellschaft Ampega beteiligt, die vermutlich in Bälde mit der Gerling KAG fusioniert.
[1] Der Richter war am höchsten Gericht des Staates Massachussetts tätig, “Regel” bedeutet hier gleichermaßen auch Urteil bzw. Gesetz. Supreme Court of Massachusetts in Harvard College v. Armory, 1830
Philip Lord Carret
13% durchschnittliche Jahresrendite über 55 Jahre hintereinander ergeben stolze +83’045% und damit: „die beste Langfristperformance, die ich kenne“, so Warren Buffett über Philip Carret. Der frühere Flieger und Finanzjournalist [1896-1998] schrieb 1924-31 ein noch heute aufgelegtes Buch namens: „Die Kunst des Spekulierens“ und rief 1928 den wohl heute dienstältesten existierenden Investmentfonds, den Pioneer Fund, ins Leben (als fünften Fonds derzeit). Da hatte er sich eine schönen Startpunkt ausgesucht: ein Jahr später kam es zum berühmten Börsenkrach. Allerdings fielen die Kurse in 1929 gar nicht so viel und erholten sich 1930 wieder. Aber bis zum Tiefpunkt Mitte 1932 betrug der Verlust des DowJones 90%. Der mit $ 25'000 gestartete Pioneer war mit –50% vergleichsweise glimpflich davongekommen. Während der Index fast zwei Jahrzehnte benötigte, um den 1928er Höchststand zu erreichen, gelang dies Carrets Fonds schon binnen sechs Jahren. Value-Investing hieß für Carret (und heißt es für seine Nachfolger heute gleichermaßen), Aktien zu einem Abschlag auf ihren ‚inneren Wert’ zu erwerben.
„Kaufe keine Aktie, von der Du nicht erwartest, daß sie sich verdoppelt!“ und: „ Mehr Vermögen wird durch das Sitzen auf guten Aktien gemacht, als durch das hektische Handeln“, zählen zu seinen bekanntesten Aussprüchen. Daß er ein Experte für außerbörsliche Titel war, sich detailliert mit Leerverkäufen auskannte und zudem der Meinung, man solle immer 50% Aktien mit hohen Dividenden vorhalten, ist weniger bekannt. Nach dem Grund seines biblischen Alters befragt, antwortete er 1996, sich niemals Sorgen gemacht und nie geraucht zu haben. Außerdem hielt er zwar Zeit seines Lebens den Großteil seines eigenen Geldes in seinem Fonds, sah dies aber nicht als Altersvorsorge: „Sollte ich etwa schon vor 35 Jahren aufgehört haben, zu arbeiten?“ sagte er im Jahr vor seinem Tod. Vielmehr gründete er 1963 ein neues Unternehmen zur Fondsverwaltung. Der Hundertjährige hatte sich in den letzten zehn Jahren angewöhnt, erst um 09:00 das Büro zu betreten und nurmehr sechs Stunden pro Tag in der Aktienanalyse zu arbeiten. Geld hält eben jung...
Pioneer war 1969 die erste ausländische Investmentgesellschaft in Deutschland und zählt zu den Pionieren des Investmentwesens in Osteuropa. Die Gesellschaft wurde vor einigen Jahren von der italienischen Bank Unicredito Italiano übernommen, jetzt gerade mit Activest verschmolzen.
www.pioneerinvestments.de (deutsche Seite von Pioneer Investments)
J.P. Morgan
John Pierpont Morgan war der bedeutendste US-amerikanischen Bankier von 1875-1916 und einer der reichsten Männer seiner Zeit. Einer Legende zufolge nannte man ihn stets J.P., um ihn von dem Piraten Henry Morgan zu unterscheiden... Erzogen in London, studierte er in Göttingen und machte dann in Amerika Business – BigBusiness. Als Financier sorgte er für die Formierung von U.S. Steel und General Electric (1891). Mehrere noch heute existente Finanzhäuser basieren auf dem Haus Morgan, das nach dem 1933er Glass-Steagall-Act (der Bank- und Investmentgeschäft zu trennen erzwang) geteilt wurde: in die Bank Morgan Guaranty, die Investmentbank Morgan Stanley und Morgan Grenfell in Großbritannien. (Die Deutsche Bank übernahm Morgang Grenfell 1989, startete damit den Vorstoß in die Weltspitze des Investmentbanking). Nachdem das Trennbankengesetz in den 90er Jahren des XX. Jahrhunderts gefallen war, übernahm die wiederformierte J.P. Morgan Asset Management das traditionsreiche britische Haus Flemings. Inzwischen wurde aus der Fusion mit der Chase Manhattan Bank daraus J.P. Morgan Chase.
J.P. Morgan litt an einer Hautkrankheit an seiner Nase und wurde daher immer fuchsteufelswild, wenn er photographiert werden sollte. Er war ein großer Segler und stiftete bedeutende Bibliotheken und Museen. Sein Sohn Jack – ebenfalls J.P. genannt – warf zur Zeit des großen Börsenkrachs sein gesamtes Gewicht (und viel Geld) in die Waagschale, um den Crash aufzuhalten, doch nicht einmal sein Name und sein Geld vermochten den Lauf der Dinge nicht aufzuhalten. Ich finde es faszinierend, daß die Finanzwelt noch heute entscheidend auf der Persönlichkeit und Leistung einzelner aufbaut; und das meist schon seit Jahrzehnten (oder gar Jahrhunderten!). Anlage- und Bankwesen gedeihen in persönlicher Verantwortung anscheinend besser, als in anonymen Konstruktionen.
www.morganstanley.com
www.jpmorgan.com
www.chase.com (die Firmennachfolger)
Peter Lynch
Der am 19.01.1944 geborene Lynch ist heute stellvertretender Chef des weltgrößten Investmenthauses Fidelity und der wohl bekannteste Fondsmanager der Welt. Das ist seiner außergewöhnlichen Performance mit dem „Magellan Fund“ geschuldet: Wer 1977 mit ihm $ 10'000 Dollar anlegte, hatte 1990 satte $ 280'000 auf der Hand. Das entspricht 29,2% Jahresrendite (Einige Pensionsfonds, die Lynch managte, schnitten sogar noch besser ab.). Damit wurde der Fonds der volumenschwerste der Welt, er brachte mehr als $ 100 Milliarden auf die Waage.
Mit 47 Jahren dann zog er sich aus dem aktiven Management zurück, das ihm schon in seinen Dreißigern den charakteristischen weißen Haarschopf beschert hatte. Lynch läßt sich nicht auf ein Investmentprinzip festlegen, heißt es oft, er kauft alle Aktien [der Magellan hatte zeitweise über 1'000 Titel im Portfolio] – aber wie kam es dann zu dieser den Markt – beispielsweise am S&P 500-Index gemessen – so deutlich übertreffenden Performance? Die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts waren zugegebenerweise allgemein eine hervorragende Zeit für Dividendenpapiere, doch Lynch vermag Aktien wie kein anderer differenziert zu betrachten: er unterscheidet sechs Kategorien, die ganz unterschiedlichen ‚Spielregeln’ gehorchen. Es komme gleichermaßen auf Ideen, wie auf Bilanzen an, meint Lynch.
Nach Templeton wurde Fidelity unter ihm (aus U.S.-Sicht) einer der Pioniere der weltweiten Anlage. 1984 entdeckte er beispielsweise Volvo zu einem Kurs von $ 34.-, als die Firma netto $ 34 pro Aktie an Bargeld hatte – man bekam das eigentliche Unternehmen also quasi geschenkt dazu. Lynch hat drei Bücher geschrieben, von denen die ersten beiden sehr zu empfehlen sind. Seiner Meinung nach kann man selbst die meisten Profis schlagen, wenn man dort investiert, wovon man Kenntnis hat. Schon wieder eine Gemeinsamkeit mit Buffett, der auch nur kauft, was er versteht. „Am besten sind Geschäftsmodelle, die ein Idiot managen könnte – denn früher oder später wird es einer tun...“ ist einer seiner böseren Bonmots.
http://en.wikipedia.org/wiki/Peter_Lynch (zu Lynch selbst)
https://www.fidelity.com (Fidelity in den USA)